Transgeschlechtliche Lebensweise – ein Thema für die Jugendhilfe! : Schwerpunkttagung des KgKJH
Fachtagung „Transgeschlechtlichkeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ | |
PD. Dr. Kurt Seikowski Dr. Dan Christian Ghattas Kati Wiedner Conny Kempe-Schälicke Andreas Schröder |
Am Montag den 15. April 2013 fand im Ministerium für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt die Tagung „Was kann sein? Was darf sein? Was muss sein? – Transgeschlechtlichkeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ statt, die durch das KgKJH Sachsen-Anhalt e.V. organisiert wurde. Über hundert Teilnehmende (aus Sachsen-Anhalt, weiteren Bundesländern und Luxemburg) aus den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Fraueninitiativen und Gleichstellung waren ebenso der Einladung gefolgt wie Eltern und Mitglieder aus den Interessenvertretung und Beratungsstellen sowie dem medizinischen und therapeutischen Kontext. Im Zentrum der Tagung stand das Selbstbestimmungsrecht transgeschlechtlicher Menschen. Vor diesem Hintergrund erreichte uns die Anregung von „falsch zugewiesenen“ Menschen zu sprechen, da bereits in der Außenzuschreibung Trans* Diskriminierungspotenziale inhärent sind und man somit nicht mehr von tatsächlicher Selbstbestimmung sprechen kann. Diese Anregung wurde aufgegriffen und auf der Fachtagung kommuniziert. Nach einer Statement-Runde, an der Norbert Bischoff, der Minister für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt teilnahm, erwarteten die Anwesenden Vorträge und Fragerunden. Der erste Referierende war PD. Dr. Kurt Seikowski, der in seinem Vortrag einen ersten Überblick und einführende Informationen zu Transgeschlechtlichkeit präsentierte. Im Anschluss sprach Dr. Dan Christian Ghattas zur Lebenswirklichkeit von transgeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen. Die abschließenden Kurzvorträge wurden von Kati Wiedner (Trakine), Conny Kempe-Schälicke (GEW, Bundesarbeitsgemeinschaft LSBTI) und Andreas Schröder (Trialog e.V.) gehalten und zeigten Handlungsfelder und Unterstützungsstrukturen im Umgang mit transgeschlechtlichen Kindern- und Jugendlichen auf. Deutlich wurde, dass es an der Zeit ist, sich auch in Sachsen-Anhalt mit dem Thema „Transgeschlechtlichkeit“ zu beschäftigen. Die Notwendigkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ergibt sich dabei aus der Tatsache, dass es sich eben nicht um ein Minderheitenthema handelt, sondern sich der hohe Leidensdruck transgeschlechtlicher Menschen aus der Unsicherheit und Unwissenheit der meisten Gesellschaftsmitglieder im Umgang mit Transgeschlechtlichkeit speist. Vor diesem Hintergrund bedarf es der Umsetzung konkreter Maßnahmen, um die Lebenssituation von transgeschlechtlichen Menschen nachhaltig zu verbessern. Die Evaluierung der Tagung verdeutlichte darüber hinaus, dass Weiterbildungen und Materialen von den Teilnehmenden ebenso gefordert werden, wie die Möglichkeit des fachlichen und Erfahrungsaustausches. Der Bedarf nach weiterführenden Angeboten zu Transgeschlechtlichkeit, aber auch zu Intergeschlechtlichkeit steht somit virulent im Raum. Die Tagung versteht sich in diesem Zusammenhang als ein Meilenstein – sozusagen als Stein des Anstoßes – um einen Prozess der Sensibilisierung in Sachsen-Anhalt anzuregen. Dazu werden die Tagungsergebnisse in die Erarbeitung eines Statement-Papieres einbezogen und die bereits begonnene Vernetzung mit anderen Bundesländern vertieft. Punktgenau zur Tagung ist unsere Veröffentlichung „Trans- und Intergeschlechtlichkeit. Eine Broschüre (nicht nur) für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe“ erschienen. |